Interview mit Olympia-Siegerin Natalie Geisenberger
Bei den olympischen Spielen in Peking 2022 gewinnt unsere Markenbotschafterin Natalie Geisenberger Doppelgold im Rodeln. Damit ist sie alleinige Rekordhalterin als Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin mit insgesamt 6 Goldmedaillen und einer Bronzemedaille. Die riesige Freude sieht man ihr sofort an. Das ganz besondere an diesem Wettkampf? Es sind die ersten beiden olympischen Goldmedaillen nach der Geburt ihres Sohnes. Was ihr der Titel persönlich bedeutet, als Sportlerin und Mama, erzählt sie Niklas in unserem Interview.
Niklas: Liebe Natalie, mittlerweile sind wir seit mehr als 4 Jahren der Hauptsponsor an deiner Seite und freuen uns ganz besonders über deinen historischen Erfolg. Beschreib einmal deine Gefühlslage nach deinem sensationellen Triumph in Peking?
Natalie: Es war wirklich Wahnsinn. Ich hatte im Vorfeld gehofft, dass ich um die Medaillen mitfahren kann und mein großer Traum war es mit einer Medaille nach Hause zu fahren. Dass es dann aber Doppelgold wurde- das ist immer noch nicht so ganz angekommen bei mir.
Niklas: Die Situation in Peking beim Weltcup in November war für euch Athleten katastrophal und du dachtest bereits über einen Boykott der Olympischen Spiele nach. Wie waren die Bedingungen vor Ort und was hat für dich den Ausschlag gegeben dennoch nach Peking zu reisen ?
Natalie: Ich hatte ja nach dem Weltcup dort diverse Telefonate mit dem IOC, in denen ich versucht habe die Situation zu schildern und Lösungen zu fordern. Mir wurde auch viel versprochen. Daher hab ich gehofft, dass sich die Situation verbessert- und ich wollte unser Familienprojekt so kurz vor dem Ziel nicht aufgeben. Ich hätte mich vermutlich irgendwann geärgert, dass ich’s nicht versucht habe. Meine Familie hat mich seit der Geburt von Leo so sehr unterstützt, deswegen hab ich mich dann entschieden nochmal nach China zu fliegen.
Niklas: Nach der Geburt deines Sohnes Leo hätten nur die wenigsten gedacht, dass du noch einmal so stark zurückkommst. Jetzt konntest du im Alter von 34 Jahren zwei weitere olympische Goldmedaillen gewinnen. Was ist dein Erfolgsrezept?
Natalie: Das Puzzle passt einfach perfekt zusammen. Der familiäre Rückhalt, mein Material läuft, meine körperliche Fitness ist immer noch echt gut. Ich hab super Trainer und Mechaniker, tolle Physios und Ärzte und die besten Partner und Sponsoren. Und ich glaube, meine Erfahrung aus 15 Jahren im Weltcup, hilft mir auch. Es ist einfach das Gesamtpaket, das stimmt. Allen voran meine Familie – ohne sie wäre das niemals möglich gewesen.
Niklas: Inwieweit musstest du die Saisonvorbereitung als Rodel-Mama anpassen?
Natalie: Ja schon sehr, mein Leo hat vieles verändert. In erster Linie bin ich jetzt Mutter und nicht mehr diese 100%ige Leistungssportlerin. Ich hab mein Training um Leo rumgebaut, hab sehr früh oder spät abends trainiert oder hab seinen Mittagsschlaf genutzt. Ich hab immer gesagt, ich mach das alles nur, wenn’s Leo wirklich gut geht damit und er auf keinen Fall unter meinem Sport leidet. Er hat’s mir wirklich leicht gemacht, weil er so super mitgemacht hat.
Niklas: Was bedeutet dir dieser Triumph als „Rodel-Mama“?
Natalie: Es war definitiv eines der emotionalsten Rennen, ich hab so viel geweint vor Freude. Für mich kam der Olympiasieg wirklich etwas überraschend, und es war und ist einfach super schön, dass der Plan so aufgegangen ist und wir als Familie auch so belohnt wurden für die letzten 1,5 intensiven, anstrengenden Jahre. Das macht mich wirklich stolz, und der Sieg bedeutet mir sehr viel- weil er eben nicht nur in erster Linie für mich war sondern auch für meine Familie.
Niklas: In Peking wurdest du zur erfolgreichsten deutschen Winter-Olympionikin. Was fasziniert dich am Rennrodeln?
Natalie: Die Geschwindigkeit, das Spiel mit den Fliehkräften und das ständige Tüfteln am Material und an mir selbst. Die Suche nach dem perfekten Lauf mit perfektem Material, das alles in möglichst perfekter aerodynamischer Position auf dem Schlitten.
Niklas: Du hast alles gewonnen, was es im Rodeln zu gewinnen gibt. Was motiviert dich weiterhin dem Leistungssport treu zu bleiben und wie sieht die Planung für deine Zukunft aus?
Natalie: Ich konnte mir alle meine sportlichen Träume erfüllen, sogar noch viel mehr. Dafür bin ich extrem dankbar. Die letzten 15 Jahre waren genial, ich hatte eine mega tolle Zeit im Leistungssport. Ob ich noch weiter mache, oder meine Karriere beende, weiß ich allerdings noch nicht. Das entscheide ich in einigen Wochen, wenn ich mal etwas zu Ruhe gekommen bin.
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