Neurodermitis: Symptome und Behandlung

Neurodermitis, auch bekannt als atopische Dermatitis, atopisches Ekzem oder endogenes Ekzem, ist eine der weitverbreitetsten chronischen Hautkrankheiten und zeichnet sich durch starken Juckreiz und sehr trockene Hautstellen aus. Rund fünf Millionen Kinder und Erwachsene in Deutschland leiden an der nicht ansteckenden Neurodermitis.

Was ist eine Neurodermitis?

Neurodermitis, auch atopisches Ekzem, ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, die in Schüben auftritt. Betroffene leiden oft an einer Überempfindlichkeit gegen ansonsten harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare, Lebensmittel oder chemische Substanzen.

Kommt es nun zu einem Neurodermitis-Schub, überreagiert das Immunsystem des Betroffenen. Es entstehen akute, entzündliche Hautreaktionen, die sich durch starken Juckreiz auszeichnen. Die Ursachen für ein endogenes Ekzem können vielfältig sein. Oft sind die Betroffenen genetisch veranlagt und bekommen die Hautkrankheit innerhalb des Erbguts weitergegeben. Die Wahrscheinlichkeit liegt dabei zwischen 30 und 40 Prozent, wobei sich diese verdoppelt, wenn beide Eltern die Veranlagung von atopischen Ekzemen besitzen. Zudem können sich immunologische Prozesse und bestimmte Umweltfaktoren auf den Ausbruch der Krankheit auswirken. Dazu zählen unter anderem:

  • Stress, psychische Anspannung
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Allergien
  • Trockenheit, Schwüle, Kälte
  • Hormonschwankungen
  • Falsche Hautreinigung und Pflege

Für Eltern sind die ersten Anzeichen von Neurodermitis bei ihren Kindern meist ein großer Schreck! Doch oft ist bei Babys und Kleinkindern nur vom Kinder- oder Hautarzt zu erkennen, ob es sich wirklich um eine zu behandelnde Neurodermitis handelt. Eltern sollten deswegen bei den ersten Anzeichen atopischer Ekzeme unbedingt ärztlichen Rat aufsuchen.

Unterstützend sollten Sie die Pflege- und Reinigungsprodukte Ihres Kindes umgehend auf reizende Inhaltsstoffe untersuchen und aus eine sanfte, für zu Neurodermitis neigende Haut geeignete Pflege umsteigen.

Symptome einer Neurodermitis bei Babys und Kindern – erste Anzeichen

Die Symptome einer Neurodermitis variieren von Patienten zu Patienten. So kann auch das Alter eine Rolle bei der Ausprägung der Symptome spielen. Betroffene Stellen am Körper sind vor allem das Gesicht, Hände, Kopfhaut sowie Kniebeugen und Ellenbogen. In Ausnahmefällen entstehen auch Ekzeme am Auge. Bei einer Neurodermitis treten folgende Symptome auf:

  • Trockene, entzündlich gerötete Hautstellen
  • Schuppige Haut
  • Starker Juckreiz
  • Entzündungen
  • Knötchen und Pusteln

Erste Anzeichen einer Neurodermitis zeigen sich bei Babys oft an der Kopfhaut. Dort ist die Haut sehr trocken und gerötet, teilweise sogar schuppig und rissig. Genannt wird diese Art der Symptome Milchschorf – so bezeichnet, weil die Schuppen auf der Kopfhaut wie verbrannte Milch aussehen. Etwa die Hälfte aller Säuglinge, die Milchschorf aufweisen zeigen keine weiteren Symptome einer Neurodermitis-Erkrankung. Häufig verwechseln Eltern Milchschorf mit dem harmloseren Kopfgneis. Der Hautarzt Ihres Vertrauens sollte die Hautreizung untersuchen und eine Diagnose abgeben, um die richtige Therapiemöglichkeiten und geeignete Produkte wählen zu können.

Je älter das Kind wird, desto ausgeprägter kann die Hautkrankheit werden. Ist sie im Laufe der Zeit nicht zurückgegangen, so leidet das Kind mitunter an juckender Haut im Nacken und an den Gelenkbeugen. Kniekehlen und Ellenbogen sind vorrangig von Neurodermitis betroffen. Diese sogenannten Beugenekzeme können sich zudem auf das Gesäß, Oberschenkel und Fußrücken ausweiten.

Laut Robert-Koch-Institut tritt Neurodermitis bei 14,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen auf, wobei es bei Mädchen und Jungen nominell keinen Unterschied gibt. Im Vergleich dazu leiden nur etwa 1-3 Prozent der Erwachsenen an Neurodermitis. Grund dafür ist der Rückgang der Krankheit innerhalb der ersten Lebensjahre. Soll heißen, dass Babys und Kinder, die an juckenden Ekzemen erkrankt sind im Laufe ihres Lebens unter Umständen keine Symptome mehr zeigen.

Was hilft gegen Neurodermitis bei Babys und Kindern? Tipps für Eltern

Leidet Ihr Baby oder Kleinkind an Neurodermitis, sind vor allem die Eltern gefragt. Sie sind dafür verantwortlich, ihrem Nachwuchs ein angenehmes Leben trotz Hautekzemen zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollten Sie Auslöser für Schübe so gut es geht vermeiden. Da Kinder mit Neurodermitis grundsätzlich einen sehr trockenen Hauttyp haben, ist die richtige Hautpflege der Grundstein für ein angenehmes Leben ohne Juckreiz und schmerzende Ekzeme am Auge, der Haut und anderen Körperstellen. Bevor Sie allerdings voreilige Schlüsse ziehen, empfiehlt sich der Besuch bei einem Arzt. Dieser stellt den Grad der Erkrankung fest und spricht eine individuelle Behandlung mit Ihnen ab.

Da laut überwiegender Mehrheit der Mediziner Neurodermitis nicht vollumfänglich heilbar ist, sollten Sie bei der Behandlung von Neurodermitis auf eine tägliche Hautpflege Ihres Kindes setzen. Kurze, sanfte Pflegebäder können das Austrocknen der Haut potenziell verringern. Nach dem Baden sollte die empfindliche Haut mit einer beruhigenden Creme ohne allergiefördernde Inhaltsstoffe eingecremt werden. Achten Sie stets darauf, dass Sie sanfte und beruhigende Pflegeprodukte ohne Parfüm- und Duftstoffe, Mikroplastik- und Nanopartikel, Mineralöle, PEG-Emulgatoren und andere allergiefördernde verwenden, welche besonders schonend zur Haut Ihres Kindes sind. Handcremes, Bodylotions und Pflegeöle mit Nachtkerzenöl, Sheabutter hautberuhigenden Extrakten, sowie Inhaltsstoffen, die die Hautschutzbarriere unterstützen, empfehlen sich wegen ihrer guten Verträglichkeit. Somit ist eine Grundversorgung der Haut gegeben.

Ab einem bestimmten Alter ist es ratsam, dass Sie Ihr Kind duschen und nicht baden. Beim Duschen trocknet die Haut weniger aus und wird dadurch geschont. Zudem sollten Sie lange Duschzeiten vermeiden. Achten Sie auch auf die passende Kleidung. Zu enge Kleidung und Materialien wie Wolle, Seide oder Kunstfasern reizen die Haut. Stattdessen streifen Sie Ihrem Kind vorzugsweise Kleidung aus Baumwolle oder Leinen über. Vor dem ersten Tragen sollten Sie die Kleidung waschen und darauf achten, dass Ihr Kind nicht schwitzt. Dies verstärkt den Juckreiz, der wiederrum zum Kratzen animiert. Um auch das zu verhindern, empfiehlt sich das regelmäßige Schneiden der Fingernägel.

Therapiestufen zur Behandlung von Neurodermitis

Um Neurodermitis zu behandeln und je nach Schweregrad eine passende Therapie vorzuschlagen, gibt es internationale Richtlinien. Der Schweregrad ist in Stufen eingeteilt, die sich durch unterschiedliche Behandlungsmethoden eindämmen lassen. Wie ausgeprägt der Schweregrad in Ihrem Fall ist, bestimmt der Hautarzt. Dieser legt zudem die Therapiestufe fest und verordnet die entsprechende Behandlung.

Stufe 1:
Trockene Haut – lokale Basistherapie der Haut, Vermeidung oder Reduktion von Triggerfaktoren, die Neurodermitis auslösen

Stufe 2:
Leichte Ekzeme – ergänzend zu den Maßnahmen von Stufe 1 niedrig dosierte Glukokortikosteroide (Kortison) und/oder Calcineurin-Inhibitoren

Stufe 3:
Moderate Ekzeme – ergänzend zu den Maßnahmen von Stufe 1 höher dosierte Glukokortikosteroide und/oder Calcineurin-Inhibitoren

Stufe 4:
Bleibende, schwer ausgeprägte Ekzeme – ergänzend zu den Maßnahmen der vorherigen Stufen eine systemische immunmodulierende Therapie (z.B. Ciclosporin A)

Häufig gestellte Fragen

Babyakne oder Neurodermitis?

Kleine, eitrige Pickel sorgen bei vielen Eltern kurz nach der Geburt für Verwunderung. Ist es Babyakne oder doch schon Neurodermitis? Wie auch später in der Pubertät, kann es passieren, dass sich kurz nach der Geburt kleine rote Pusteln mit gelbem Knoten in der Mitte bilden. Die Mini-Pickel verschwinden ohne Behandlung nach kurzer Zeit von allein. Babyakne löst normalerweise keinen starken Juckreiz, wie Neurodermitis aus, und ist daher viel unbedenklicher. Verschlimmern sich die Symptome allerdings oder die Babyakne verschwindet nicht von allein, empfiehlt sich der Arztbesuch.

Wie erkenne ich, ob ich Neurodermitis habe?

Sie erkennen Neurodermitis bereits in den ersten drei bis sechs Lebensmonaten an den roten und trockenen Stellen an der Haut. Starker Juckreiz und entzündete Hautbereiche bilden das oberflächige Erscheinungsbild. Lassen Sie die Diagnose immer von einem Arzt stellen.

Was löst Neurodermitis aus?

Neurodermitis wird in den meisten Fällen vererbt. Auslöser können beispielsweise Hausstaubmilben, Pollen und Nahrungsmittel wie Milch, Eier, Nüsse oder Fisch sein. Bei jedem Betroffenen kann es unterschiedliche Trigger geben, die eine mehr oder weniger starke Auswirkung haben.

Soll ich bei einer Neurodermitis auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten?

Oft hat Neurodermitis mit einer Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln zu tun. Aus diesem Grund sollten Sie entsprechende Allergien testen lassen und einen Ernährungsplan mit Ihrem Arzt absprechen. Grundsätzlich können Gluten, Milchprodukte, Soja, Schweinefleisch, Fisch, Eier, Zucker und Zitrusfrüchte Neurodermitis begünstigen.

Was unterscheidet Neurodermitis von trockener Haut?

Während Neurodermitis eine chronische, entzündliche Hautkrankheit ist, die sich durch atopische Ekzeme mit starkem Juckreiz und Rötungen ausweist, befindet sich bei trockener Haut die natürliche Fett- und Feuchtigkeitsregulation aus der Balance. Letzteres ist oft leichter durch reichhaltige Pflegeprodukte mit feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen zu behandelt, während bei einer Neurodermitis eine entzündungshemmende Pflege und ganzheitliche empfohlen.

Was kann ich tun, wenn ich Neurodermitis bei meinem Kind vermute?

Suchen Sie den Haut- oder Kinderarzt Ihres Vertrauens auf und lassen Sie abklären, ob es sich bei dem Hauterscheinungsbild Ihres Kindes um Neurodermitis handelt. Führen Sie im Zweifel zusätzlich ein Essenstagebuch, um die Ursache von Neurodermitis Schüben herleiten zu können.

Welche Pflege bei Neurodermitis?

Bei Neurodermitis empfiehlt sich eine sanfte Hautpflegeroutine ohne allergiefördernde Inhaltsstoffe, die die gestörte Hautschutzbarriere unterstützen. Sonnenschutz nicht vergessen!

Bei anhaltenden Beschwerden suchen Sie Ihren Kinder- oder Hautarzt auf.

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