Vegane Ernährung für Kinder mit Dr. Anastasia Pyanova
Wir bei PAEDIPROTECT verzichten in allen unseren Produkten auf tierische Bestandteile, sind zertifiziert vegan und tierversuchsfrei. Aktuell arbeiten wir daran, unsere Marke langfristig so nachhaltig wie möglich aufzustellen. Wir wissen, dass sich in unserer Community viele junge Mamas und Familien nicht nur für vegane Pflegeprodukte, sondern auch für vegane (Kinder-)Ernährung interessieren. Unsere Expertise liegt in der Hautpflege – nicht in Ernährungsberatung. Deshalb haben wir uns mit Dr. Anastasia Pyanova, zertifizierte Ernährungsberaterin für vegetarische und vegane Kostformen, zusammengetan und hoffen, ein wenig Licht ins Dunkle der Ernährungsmythen zu bringen. Anastasia erklärt, für wen vegane Ernährung geeignet ist, worauf man achten sollte und zeigt euch, wie ein Tag veganer Ernährung für Kinder in der Praxis aussehen könnte.
Wir alle wollen nur das Beste für unsere Kinder! Deswegen machen sich frischgebackene Eltern meistens viele Gedanken darüber, wie sie ihr Kind am besten ernähren sollten. In der Gruppe der vegan lebenden Eltern ist die Unsicherheit umso größer, weil vegane Kinderernährung von den deutschsprachigen Fachgesellschaften, wie der DGE, kritisiert wird. Dabei ist eine vollwertige pflanzenbasierte Ernährung nicht nur sehr gesund, sondern auch gut für die Umwelt und solidarisch nicht nur gegenüber den Tieren, sondern auch den Menschen. Es verbraucht weniger wertvolle Ressourcen wie Land und Wasser, kann Emissionen sparen und nebenbei auch einigen Krankheiten, zumindest im Erwachsenenalter, vorbeugen. Deswegen ist eine Entscheidung für eine pflanzliche Ernährung aus vielen Hinsichten logisch!
Kinder sind jedoch keine kleinen Erwachsene: sie haben durch das Wachstum einen hohen Nährstoff- und Energiebedarf. Viele Eltern sind deswegen verunsichert, ob eine rein vegane Ernährung, ohne Fleisch, Milch und Eier, diesem Bedarf gerecht werden kann. Diese Sorgen sind nicht ganz unbegründet, denn es existieren durchaus einige kritische Nährstoffe in der veganen Ernährung. Ich kann aber hier aus meiner Erfahrung als Ernährungsberaterin für junge Familien ganz klar sagen: meistens werden kleine Veganer*innen sogar besser ernährt, als Mischköstler*innen! Das hat damit zu tun, dass vegan lebende Familien im Schnitt sehr gut über gesunde Ernährung informiert sind. Auch die aktuellen Studien, die vegane Kinder untersucht haben, bestätigen, dass sie gesund aufwachsen und sich nicht wirklich von Kindern, die alles essen, unterscheiden.
Für wen ist vegane Ernährung geeignet?
Ich will euch an dieser Stelle nicht davon überzeugen, dass eine vegane Ernährung die beste Ernährungsform ist! Aber eine vollwertige, bedarfsdeckende, gut geplante pflanzliche Ernährung ist für jedes Alter geeignet – zu diesem Schluss kommen die meisten Fachgesellschaften der Welt, wie die Academy of Nutrition and Dietetics (USA). Es mag am Anfang etwas kompliziert erscheinen, aber in der Praxis sieht es eigentlich viel einfacher aus: man muss nur öfter bestimmte nährstoffreiche Lebensmittel anbieten und auf wenige Supplemente achten!
Vegan ernährte Kinder zeigen in Studien ein normales Wachstum und eine altersgerechte Entwicklung, sind aber teilweise etwas schlanker und kleiner, wobei ein Teil der mischköstlich ernährten Kinder in der VeChi-Studie bereits im Alter von unter 3 Jahren Übergewicht hatte. Die Eltern sollten auf ausreichende Zufuhr von Nahrungsenergie (Kalorien) und kritischer Nährstoffe achten. Die DGE empfiehlt allen Familien, die ihre Kinder vegan ernähren möchten, eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen.
Was sollte man bei veganer Ernährung für Kinder beachten?
Es gibt einige potentiell kritische Nährstoffe in der veganen Ernährung, die man bei der Planung der Ernährung berücksichtigen muss: Protein bzw. essenzielle Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA, Vitamine B12, B2 und D, Eisen und Zink, Jod und Selen und evtl. Vitamin A. Vegane Kinder brauchen unbedingt Nahrungsergänzungsmittel (NEM): Vitamin B12 ist Pflicht, Vitamin D ist bei Kindern unter 2 auch notwendig und danach im Winter zu empfehlen. Regelmäßige Bluttests, v.a. der Vitamin B12-Werte, sind empfehlenswert (ca. 1x im Jahr ab 1 Jahr).
Junge Kinder (unter 3) sollten nicht zu viele Ballaststoffe bekommen (nicht immer Vollkorn, Nussmus statt Nüsse, Obst und Gemüse pürieren und schälen); außerdem brauchen sie mehr Fette (beim Öl nicht sparen) und mehr Protein (regelmäßig Tofu, Tempeh usw. anbieten). Man sollte auch angereicherte Pflanzendrinks nutzen (am besten Soja, Erbsenmilch mit Kalzium und evtl. Vitamin B12, B2, D) und täglich eine gute Betacarotin-Quelle anbieten, wie Süßkartoffeln oder Karotten (gekocht, mit Fett). Kalziumreiches Mineralwasser kann einen guten Beitrag zur Kalziumversorgung leisten. Um den Bedarf an Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA zu decken kann man angereichertes Leinöl oder Algenöl nutzen. Die besten Quellen für Eisen und Zink sind Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte, die man täglich anbieten sollte. Hefeflocken liefern viel Vitamin B2, und den Bedarf an Jod kann man mit Jodsalz und Nori-Flocken bzw. durch ein Supplement decken. Auch Nüsse, u.a. Paranüsse (max. 1 Stück pro Tag; Selenquelle) sollten täglich auf dem Speiseplan stehen (für Kinder unter 3 – Nussmus).
So kann ein veganer Speiseplan in der Praxis aussehen:
- Frühstück: Haferflocken-Müsli mit Sojamilch (plus Kalzium), dazu DHA-angereichertes Leinöl, kleingeschnittene Bananen und Beeren, Nussmus. Getränk – O-Saft zur Verbesserung der Eisenaufnahme.
- Mittagessen: Linsenbolognese mit Vollkornnudeln und Hefeflocken
- Abendessen: Gemüsepfanne mit Tofuwürfeln und Vollkornreis
- Zwischenmahlzeit(-en): Sojajoghurt mit Obst, Smoothie, Vollkornbrötchen mit Hummus oder Nussmus.
Beim Kochen Jodsalz verwenden und zu jeder Mahlzeit ein Getränk anbieten (am besten Wasser) und die Supplemente nicht vergessen!
Wer ist Dr. Anastasia Pyanova?
Anastasia ist zertifizierte Ernährungsberaterin, Diplom-Physiologin, promovierte Naturwissenschaftlerin und Mama von 2 Kindern. Auf ihrem Instagram-Kanal @ein_bisschen_rational vereint sie aussagekräftige Fakten zum Thema (vegane) Ernährung und persönliche Erfahrungen als Frau und Mutter. Sie kennt sich nicht nur fachlich sehr gut mit biochemischen und molekularbiologischen Vorgängen im Körper aus, sondern weiß auch gekonnt mit Fake-News und unfundierten Ernährungsmythen umzugehen. Anastasia hat selbst Ende 2018 angefangen, auf vegane Ernährung umzusteigen.
Quellen:
Weder S, Hoffmann M, Becker K, Alexy U, Keller M. Energy, Macronutrient Intake, and Anthropometrics of Vegetarian, Vegan, and Omnivorous Children (1⁻3 Years) in Germany (VeChi Diet Study). Nutrients. 2019 Apr 12;11(4):832. doi: 10.3390/nu11040832.
E.Gätjen, M.Keller. Vegane Kinderernährung: Gut versorgt in jeder Altersstufe. Ulmer Verlag, 2020
Keller M, Müller S. Vegetarische und vegane Ernährung bei Kindern – Stand der Forschung und Forschungsbedarf. Forsch Komplementmed. 2016;23(2):81-8. doi: 10.1159/000445486.
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